Wer im Naturpark Pfälzer Wald fliegen will, dem stehen Landschafts- und Flugerlebnisse der eher ungewohnten aber erlebnisreichen Art bevor. Das hat viele Gründe:
Flieger laufen hier mit ihren Gleitschirmen die „Flugberge“ (der Höhenunterschied beträgt zwischen 230 und 325 Meter) hinauf. Verschwitzt – egal ob im Sommer oder Winter – oben angekommen, erwartet uns eine unvergleichliche Aussicht auf den Wasgau: Wälder und Hügel so weit das Auge reicht, ab und zu durchbrochen von Burgen, Ruinen oder aus dem Wald herausragenden Buntsandsteinfelsen, eingetaucht in weiches Licht, das die Konturen in der Ferne verschwimmen lässt. Schon oft hab ich bei diesem Anblick an J.R.R. Tolkiens Auenland gedacht und es gibt glaube ich keinen Platz auf der Welt, an dem es mich weniger wundern würde, ein paar Hobbits, Elben, Zwergen oder gar einem Drachen zu begegnen.
Manchmal starte ich dort allein, genieße die Ruhe und bin deswegen auch deutlich konzentrierter, offener für alle Wahrnehmungen als an überfüllten Startplätzen, an denen Zuschauer manchmal wunderliche Fragen stellen (wie z.B. am Tegelberg, als mich ein Fußgänger fragte, ob auch Frauen fliegen können! Oder ein Wanderer, der zu seinem Mitstreiter sagte: “Hast du Darmprobleme? Musst du mitfliegen!“) oder Fliegerkollegen lautstark die allerneusten Klapper-Horrorszenarien noch kurz vor dem Start zum Besten geben. (Und zugegebenermaßen auch, weil „absaufen“ in der Südpfalz bedeutet: Noch einmal 45 Minuten lang den Berg hoch laufen!).
Und dennoch gibt es hier auch nur drei Minuten dauernde Sonnenuntergangsflüge in ruhigster Luft sanft dahingleitend, die ein echtes Fliegerherz höher schlagen lassen und wofür es sich allemal lohnt zu laufen.Mit dem Ori, dem Föhrlenberg, dem Adelberg, dem Blättersberg, den Hohenberg und dem Höllenberg gibt es in der Südpfalz Startgelände für alle Windrichtungen. Allerdings sind die Start- und Landeplätze häufig anspruchsvoll. Gastflieger benötigen hier unbedingt eine Einweisung in die Fluggelände ausgehend vom Landeplatz von einem Vollmitglied der Südpfälzer Gleitschirmflieger.
Auch das Streckenfliegen bietet Herausforderungen: die Ausgangshöhe ist gering, der Pfälzer Wald das größte zusammenhängende Waldgebiet Deutschlands und der Wasgau nur dünn besiedelt - sprich: es gibt eher wenig Außenlandemöglichkeiten! Aber mit ein paar Tipps der einheimischen „Duddefliecher“ und der entsprechenden Wetterlage ist es beispielsweise schon möglich, vom Förlenberg zu starten und ab ca. 300 Meter Startüberhöhung – bei der die sagenumwobenen Reichsburg Trifels in den Blick gerät – in südlicher Richtung am Haardtrand und mit Blick Richtung Osten auf die Rheinebene zur ca. 8 km entfernten Madenburg zu fliegen. Oder bei einer Westwindlage vom Ori zu starten und raus in die Rheinebene zu fliegen, wo es dann auch wieder mehr Außenlandegelegenheiten gibt.
(Jutta Reiser)
Die Startplätze liegen rund um Annweiler an der B 10 zwischen Landau in der Pfalz und Pirmasens. Wer Lust hat, einmal hier zu fliegen, sollte unbedingt einheimische „Duddefliecher“ kontaktieren. Noch eine Warnung: Nicht erschrecken, wenn ihr auf Original „Pälzer Krischer“ trefft (so nennen sie sich übrigens selbst!). Sie sind manchmal ziemlich „raubeinig“, laut, heimatverbunden und stolz aber flugbegeistert, auskunftswillig und sehr gesellig. Am Ende eines Flugtages sitzen „Palzflieger“ gern am Dernbacher Haus - einer der vielen urgemütlichen Pfälzer Waldhütten - direkt am Landeplatz und da werden die Eindrücke und Erlebnisse aller „großen“ und „kleinen“ Flieger noch einmal erzählt und der Durst beim wohlverdienten Schoppegläsche gestillt.